Mikrobiologische Sicherheitswerkbank: Die große Unbekannte
Das Arbeiten unter einer Mikrobiologischen Sicherheitswerkbank (MSW) ist heute selbstverständlich. Hier soll kurz und knapp auf die unterschiedlichen Klassen und deren Funktionsweise sowie auf die korrekte Nutzung eingegangen werden. Denn obwohl die Handhabung so selbstverständlich scheint, wird die MSW oftmals falsch genutzt.
Hier gab es bereits Infos zum Einsatz von MSW als reine Produktschutzwerkbänke inkl. Tipp zur Reduzierung der Wartungskosten.
Exkurs: was können Werkbänke leisten?
- Produktschutz: Kulturen etc., die im Arbeitsraum befindlich sind, kommen nur mit Luft in Kontakt, die durch HEPA Filter geführt wurde.
- Verschleppungsschutz: Trotz der gefilterten Luft, kann die Luftströmung für Kreuzkontaminationen innerhalb der Werkbank sorgen.
- Personenschutz: Nur echte mikrobiologische Sicherheitswerkbänke (MSW) bieten einen Schutz des Experimentators vor der Werkbank vor Aerosolen und kontaminierter Abluft.
Arten und Leistung von Werkbänken:
Reinraumwerkbänke (clean bench, laminar flow):
Der Luftstrom kann horizontal bzw. vertikal geführt werden (siehe Abb. 1). Diese Werkbänke bieten nur Produktschutz, jedoch keinen Personenschutz, da die Luft aus dem Arbeitsraum ungefiltert nach außen gelangt. Verläuft die laminare Luftströmung vertikal dann ist auch ein Verschleppungsschutz gegeben.
Abb. 1: Luftführung bei Produktschutzwerkbänken mit A) horizontaler und B) vertikaler Luftführung (Quelle: ZKBS Stellungnahme 6790-07-50)
MSW Klasse I:
Im Grunde funktioniert eine MSW Klasse I wie ein Abzug, bei dem die Abluft durch einen Filter gereinigt wird. Die Raumluft gelangt ungefiltert in den Arbeitsraum und wird nach oben abgesaugt und durch einen Filter geführt. Diese einfachste Form der MSW bietet somit Personenschutz aber weder Produkt- noch Verschleppungsschutz und ist daher selten anzutreffen.
MSW Klasse II:
Die am häufigsten anzutreffende Klasse und das hat auch gute Gründe. Durch die Luftführung entsteht eine Luftbarriere an der Arbeitsöffnung aus Raumluft, die für den Personenschutz sorgt. Da nur gefilterte Luft vertikal von oben in den Arbeitsraum gelangt, wird zusätzlich Produktschutz und Verschleppungsschutz gewährleistet. Es gibt Modelle mit 2-Filter bzw. 3-Filter System (siehe Abbildung 2).
Abb.: Mikrobiologische Sicherheitswerkbänke Klasse II mit 3-Filter bzw. 2-Filter System (Quelle Bilder: Lamsystems Deutschland)
MSW Klasse III:
Diese Klasse ist der Vollständigkeit halber aufgeführt; im Laboralltag bis einschließlich S3 nicht anzutreffen. Diese Werkbank ist komplett abgedichtet, ein Arbeiten ist nur mittels eingebauten Handschuhen möglich. Es herrscht Unterdruck und alle Materialien müssen eingeschleust werden. Nicht mit Hypoxiekammern oder Anerobenboxen zu verwechseln.
Korrektes Arbeiten unter der MSW:
- Damit sich der laminare Luftstrom aufbauen kann, sollte die MSW bereits einige Minuten vor Arbeitsbeginn angestellt werden.
- Der Personenschutz ist nur gegeben, wenn der Luftstrom nicht behindert wird! Kommt es zu Turbulenzen an der Eintrittsöffnung kann aerosolhaltige, kontaminierte Luft austreten. Genauso kann Raumluft in den Arbeitsbereich gelangen und somit ist auch kein Produktschutz gegeben.
- Auch Zugluft kann die laminare Luftströmung beeinflussen. Offene Fenster, Türen, starker Durchgangsverkehr oder auch Raumluftanlagen direkt in der Nähe sollten vermieden werden.
- Starke Wärmequellen sorgen ebenfalls für Verwirbelungen. Ein normaler Bunsenbrenner sollte daher nicht genutzt werden. Wenn nötig, dann nur Sicherheitsbrenner mit zB Fußtaster.
So wie auf dem Foto unten sollte es nicht aussehen. Die Absaugöffnungen sind fast vollständig zugestellt und somit der Luftstrom massiv gestört. Aerosolhaltige Luft kann aus dem Arbeitsraum gelangen aber auch die Kulturen sind nicht geschützt, denn ungefilterte Raumluft gelangt in den Arbeitsraum.
Mehr Informationen zum sicheren Arbeiten an MSW bietet das Merkblatt B011 der BG Chemie.